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AutorenbildSilvia Gunsilius

Warum Multitasking dich langsamer macht und mehr stresst?

Was bedeutet Multitasking eigentlich?

Multitasking bedeutet, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen. Wikipedia beschreibt es als "Mehrfachaufgabenperformanz", wobei die Aufgaben unabhängig voneinander sind und das Ziel einer Aufgabe nicht von den Resultaten der anderen abhängt. Ein typisches Beispiel ist, während des E-Mail-Schreibens einem Bericht zuzuhören.


Frau sitzend auf Bürostuhl mit mehreren Händen und verschiedenen Gegenständen darin
Vermeide Multitasking, denn es hat mehr Nachteile als Vorteile

Wer ist besser im Multitasking – Männer oder Frauen?

Vielleicht hast du auch schon gehört, dass Frauen im Multitasking besser seien als Männer, oder umgekehrt. Solange ich denken kann war und ist das ein beliebtes Spiel zwischen Männern und Frauen, wer Multitasking besser kann mit manchmal den absurdesten Beispielen und Begründungen. Manchmal war das ein neckisches Spiel, aber oft genug auch ziemlich ernst gemeint und es ist nicht nur einmal passiert, dass ich Widerspruch ausgelöst habe, wenn ich einen Beitrag veröffentlicht hab, in dem es darum ging, dass es unserem Gehirn schlichtweg nicht möglich ist, ganz exakt gleichzeitig 2 gleichwertige Aufgaben auszuführen und dies zu demselben Ergebnis zu führen, als hätten wir es nacheinander gemacht. Näheres dazu findest du im nachfolgenden Absatz. Lange Zeit galt Multitasking als wertvolle Fähigkeit, die Menschen belastbar und intelligent erscheinen lässt. Doch wie bei der Frage "Wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei?" führt auch dieser Vergleich zu keinem klaren Ergebnis.


Die Wahrheit ist: Egal ob Mann oder Frau, wir sind NICHT darauf ausgelegt, mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig zu erledigen.


Warum Multitasking nicht funktioniert – Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Unabhängig vom Geschlecht sind unsere Gehirne nicht in der Lage, echtes Multitasking zu leisten. Was wir als Multitasking wahrnehmen, ist in Wirklichkeit das schnelle Umschalten zwischen Aufgaben. Vielleicht glaubst du, du kannst gleichzeitig mehrere Dinge erledigen, aber die Forschung zeigt, dass dies ein Irrglaube ist. Unser Gehirn kann Aufgaben nur blitzschnell wechseln, aber nicht gleichzeitig ausführen.


Dieses ständige Umschalten erhöht die Fehleranfälligkeit und führt zu schnellerer Ermüdung. Studien belegen, dass Multitasking die Effizienz mindert und das Unfallrisiko erhöht. Wenn du zwei gleichwertige Aufgaben gleichzeitig bearbeiten möchtest, musst du deine Aufmerksamkeitsressourcen aufteilen, was oft zu einem Leistungsabfall führt.


Psychologische Experimente zeigen, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht teilen können, ohne die Bearbeitungszeit zu verlängern und die Fehlerquote zu erhöhen. Wenn du zwei unterschiedliche Entscheidungen gleichzeitig treffen musst, zum Beispiel bei einem Telefonat, bei dem du nach einem Termin gefragt wirst, während ein Kollege gleichzeitig nach Dokumenten fragt, die du für eine Besprechung brauchst, zeigt sich, dass diese Prozesse nacheinander ablaufen müssen.


Was sind für unser Gehirn gleichwertige Aufgaben oder unterschiedliche Aufgaben? Gleichwertige Aufgaben

Definition: Gleichwertige Aufgaben sind solche, die ähnliche Arten von kognitiven Ressourcen und Prozessen erfordern. Das bedeutet, dass beide Aufgaben beispielsweise stark auf unsere Aufmerksamkeit, Problemlösungsfähigkeiten oder Gedächtnisfähigkeiten angewiesen sind.

Beispiele:

  • Zwei unterschiedliche Rechenaufgaben gleichzeitig lösen.

  • Ein Buch lesen und gleichzeitig einem Podcast mit ähnlichen Inhalten folgen.

Warum schwierig: Unser Gehirn hat eine begrenzte Kapazität für kognitive Prozesse, die in den präfrontalen und parietalen Bereichen des Gehirns ablaufen. Bei gleichwertigen Aufgaben kommt es oft zu einem sogenannten "Flaschenhals", da die gleichen mentalen Ressourcen nicht effizient auf beide Aufgaben verteilt werden können. Dies führt zu einer höheren Fehlerquote und einer Verlängerung der Bearbeitungszeit.

Unterschiedliche Aufgaben

Definition: Unterschiedliche Aufgaben nutzen verschiedene kognitive oder sensorische Ressourcen. Dies bedeutet, dass sie unterschiedliche Gehirnareale aktivieren und somit weniger direkt miteinander konkurrieren.

Beispiele:

  • Einfache körperliche Aktivität wie Spazierengehen, während man ein Telefonat führt.

  • Musik hören, während man ein einfaches Routine-Computerspiel spielt.

Warum möglich: Unterschiedliche Aufgaben beanspruchen verschiedene Ressourcen des Gehirns. Wenn eine Aufgabe mehr auf visuelle Verarbeitung angewiesen ist und die andere auf auditive, können diese Prozesse parallel ohne große Störung ablaufen. Das Gehirn kann zwischen sensorischen und motorischen Aufgaben besser wechseln und sie parallel verarbeiten, solange keine komplexen kognitiven Anforderungen gestellt werden.


Die Rolle der Übung und Automatisierung


Übungseffekt: Wenn wir bestimmte Aufgaben regelmäßig üben, können sie automatisiert werden, was die Belastung der kognitiven Ressourcen reduziert. Dies macht es einfacher, sie neben anderen Tätigkeiten auszuführen.

Beispiele:

  • Erfahrene Autofahrer können sicher fahren und gleichzeitig Gespräche führen, weil viele Aspekte des Fahrens automatisiert sind.

  • Klavierspielen und dabei singen ist möglich, weil die motorischen Bewegungen durch Übung automatisiert werden.

Grenzen der Automatisierung: Auch wenn eine Aufgabe automatisiert ist, können plötzlich auftretende Herausforderungen oder unerwartete Ereignisse die kognitive Last erhöhen und die Fähigkeit beeinträchtigen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen.


Achtung: Multitasking kann gefährlich werden

Wie gut du mehrere Aufgaben kombinieren kannst, hängt von deiner Übung und Erfahrung ab. Ein erfahrener Autofahrer kann sich während der Fahrt besser unterhalten als ein Anfänger, aber das Risiko der Ablenkung bleibt immer bestehen. Studien belegen, dass das Telefonieren im Auto das Unfallrisiko vervierfacht – selbst mit Freisprecheinrichtung – und einem Alkoholgehalt von 0,8 Promille entspricht.


In Laborstudien zeigte sich, dass parallele Kommunikation die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Teilnehmer, die in einem Fahrsimulator telefonierten, übersahen mehr rote Ampeln und reagierten langsamer.


Überall und nirgendwo? Eine kurze Zen-Geschichte als Gegenmittel

Eine Zen-Geschichte illustriert den Unterschied zwischen fokussiertem Handeln und Multitasking: Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“ Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“


Der Zen-Schüler erwidert: „Das mache ich doch auch.“ Der Meister erklärt: „Wenn du gehst, denkst du ans Essen. Wenn du isst, denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. DAS ist der Unterschied.“


Multitasking und die Auswirkungen auf dein Stresslevel


Die Geschichte verdeutlicht, dass du oft unbewusst Multitasking betreibst und nicht im Moment lebst. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unsere Kapazität zur Informationsverarbeitung begrenzt ist. Bei gleichzeitiger Verarbeitung mehrerer Reize kommt es zu einem Leistungsabfall und möglicherweise zu neurobiologischen Veränderungen.


Der Hirnforscher David E. Meyer von der University of Michigan zeigt, dass Multitasker mehr Zeit für Aufgaben benötigen und die Fähigkeit zum Fokussieren verlieren, was zu erhöhter Ausschüttung von Stresshormonen führt. Multitasking ermüdet und stresst mehr, als es nützt.


Ist Multitasking wirklich erstrebenswert?


Der bekannte Psychiater Edward Hallowell sieht Parallelen zwischen den Symptomen von Multitaskern und ADHS. Obwohl unsere Gesellschaft Multitasking als schlau und leistungsfähig darstellt, solltest du dich auf eine Aufgabe konzentrieren und diese nacheinander abarbeiten. Das ist effektiver, reduziert Fehler und schont die Nerven.


Natürlich lässt sich Multitasking nicht immer vermeiden, vor allem nicht im Berufsleben. Aber wo immer es möglich ist, solltest du Multitasking vermeiden.


7 Tipps gegen Multitasking und für weniger Stress:

  1. Setze Prioritäten: Fokussiere dich auf das, was wirklich wichtig ist.

  2. Strukturiere deine Aufgaben: Arbeite nach einem klaren Plan.

  3. Verwende Erinnerungen: Notiere dir Aufgaben auf kleinen Zetteln.

  4. Vermeide Unterbrechungen: Leite Anrufe auf den Anrufbeantworter um.

  5. Mache Pausen: Tanke frische Energie.

  6. Sorge für Abwechslung: Wechsle zwischen verschiedenen Aufgaben.

  7. Hol dir Unterstützung: Du musst nicht alles alleine machen.

Fazit

Multitasking ist ein weit verbreiteter Mythos. Es ermüdet und erhöht die Fehlerquote, statt Zeit zu sparen. Indem du dich auf eine Aufgabe nach der anderen konzentrierst, verbesserst du deine Produktivität und verringerst deinen Stress. VERMEIDE Multitasking, wo immer es möglich ist, und setze auf FOKUSSIERTES Arbeiten, um effektiver zu sein.

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