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AutorenbildSilvia Gunsilius

Meine Strategie zum Abbau von Wut

Aktualisiert: 6. Okt.


Wie Stress und Emotionen zusammenhängen


Eins meiner Schlüsselerlebnisse mit Wut

Ich hab mich als Stresscoach tatsächlich mal eine Zeitlang intensiv mit dem Thema "Wut" auseinandergesetzt, denn wenn man sensibilisiert ist für dieses Thema begegnet einem Wut in unterschiedlichsten Ausprägungen jeden Tag und ganz oft. Was mich in der Zeit immer mehr beschäftigt hat ist, dass viele Menschen sich gar nicht bewusst sind, wie hoch ihr Stresslevel ist und wie wütend und aggressiv sie deshalb tatsächlich werden. Dabei ist es offensichtlich.


Inhaltsverzeichnis: Was ist eigentlich Wut?




Schreiende Frau mit weit aufgerissenem Mund

Das sind die Menschen, die dich im Discounter fast umrennen oder mit ihrem Einkaufswagen anrempeln und die, die dich beim Autofahren von hinten bedrängen, den Weg abschneiden, die Vorfahrt nehmen etc. Eins meiner vielen Schlüsselerlebnisse war eines Tages vor der Geislinger Post. Dort ist eine Einbahnstraße und es gibt nur wenige Parkplätze, die zu Stoßzeiten natürlich gut belegt sind. Naturgemäß gibt es schon wieder Leute, die dort halten und warten bis einer ausparkt, um direkt in die Parklücke reinzufahren. Wenn man Glück hat, lassen diese wartenden Menschen einem genug Platz, damit man rausfahren kann. Oft genug aber auch nicht. Es ist also ein wenig Geschick gefragt.


Ich kam also aus der Post zurück und setzte mich in meinen Wagen. Neben mir eine ältere Dame, die in der Parklücke neben mir stand und offenbar ein Problem mit dem rückwärtsfahren hatte und halt etwas länger brauchte.


Ich war schon rausgefahren, stand also auf der Straße aber die Dame war ja vor mir, sie war mitten im ausparken, da fahr ich ja nicht hinten vorbei und riskiere einen crash. Doch hinter mir stand eine junge Frau, die offensichtlich in Rage brachte, dass ich nicht weiterfuhr. Aber ich konnte ja nicht.


Im Rückspiegel sah ich wie sie wild fuchtelte, sich aufregte und sogar irgendwas in ihrem Auto schrie. Was das war hab ich nicht verstanden, aber freundlich war es jedenfalls nicht. Ich wartete also geduldig, wie die ältere Dame sich in ihrem Auto langsam aus der Parklücke tastete und beobachte gleichzeitig, was hinter mir vorging. Ich hab mir überlegt, auszusteigen und die wütende Frau anzusprechen. Aber ich weiß natürlich, dass das in dem Moment nichts bringt, weil Wut ist Stress und bei Stress sind wir beeinträchtigt in unserem Denken. Klarheit und Vernunft finden keinen Platz mehr, wenn unsere natürliche Stressreaktion einsetzt. Das ist ein Automatismus bereits aus der Steinzeit, den wir nicht steuern können, wenn unser Körper Stresshormone ins Blut schießt und es nur noch darum geht, zu kämpfen, zu fliehen oder sich tot zu stellen.


Logische Überlegungen wären bei einem Überlebensmodus hinderlich, denn sie würden zu lange dauern und hätten das Leben kosten können. Man stelle sich vor, ein Höhlenbär steht vor einem (gut heute nicht mehr, aber früher), er würde einen angreifen und man würde sagen: "Halt mal eben, ich muss erst überlegen, was für mich die beste Lösung ist". Geht ja nicht. Also werden bei diesem Überlebensprogramm, genannt Stress, nur die Ressourcen aktiviert, die in dem Moment gebraucht werden. Alle anderen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, die nicht unmittelbar gebraucht werden, werden runtergefahren. So auch das Hirnareal, dass für's logische Denken zuständig ist. Zurück zum Parkplatz. Es wurde also weiterhin gefuchtelt, gemeckert und sogar gehupt. Ich bin dann doch kurz ausgestiegen und wollte beschwichtigen, es wär doch so gut wie geschafft und gleich würde es weitergehen als ich sah, dass die Frau gar nicht alleine im Auto saß. Auf der Rückbank saß ein Kleinkind. Das hat mich dann doch geschockt. Die Frau war auf 180 und schrie irgendwas, wie lange das denn noch dauern sollte und ich solle endlich weiterfahren, sie hätte es eilig.


Die Frau hätte also eine Karambolage in Kauf genommen, obwohl ihr Kind auf dem Rücksitz saß. Puhh, heftig. Als es dann weiterging ist sie ordentlich auf's Gas gestiegen und rasant durch die 30-iger Zone gerast. Soviel dazu, hat mich noch lange beschäftigt.


Was ist eigentlich Wut?


Es hilft sich erstmal bewusst zu werden, was Wut eigentlich ist. Wut ist eine der grundlegenden menschlichen Emotionen, die oft als starkes Gefühl der Unzufriedenheit, Empörung oder Frustration beschrieben wird. Sie ist eine natürliche Reaktion auf wahrgenommene Bedrohungen, Ungerechtigkeiten oder Frustrationen und spielt eine wichtige Rolle im Überlebensinstinkt. Wut kann von leichter Irritation bis hin zu intensiver Rage reichen und beeinflusst sowohl unser Denken als auch unser Verhalten.


Wut ist eine komplexe Emotion, die sowohl psychologische als auch physiologische Reaktionen auslöst. Auf psychologischer Ebene entsteht Wut häufig, wenn wir uns in unseren Bedürfnissen, Wünschen oder Rechten verletzt fühlen. Diese Emotion kann auch durch externe Faktoren wie Konflikte, ungerechte Behandlung oder Frustration über unerfüllte Erwartungen hervorgerufen werden.


Auf physiologischer Ebene aktiviert Wut das sympathische Nervensystem, das oft als „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion bekannt ist. Dies führt zu einer erhöhten Herzfrequenz, einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol und einer gesteigerten Muskelspannung. Diese körperlichen Veränderungen bereiten den Körper darauf vor, entweder die Bedrohung zu bekämpfen oder vor ihr zu fliehen.





Wut und die Verbindung zu Stress


Wut und Stress sind eng miteinander verbunden, da Wut sowohl eine Reaktion auf Stress sein kann als auch selbst Stress erzeugen kann. In stressigen Situationen, sei es durch hohe Arbeitsbelastung, zwischenmenschliche Konflikte oder andere Belastungen, kann die Schwelle zur Wut erheblich gesenkt werden. Menschen, die bereits unter hohem Stress stehen, reagieren oft schneller und intensiver mit Wut, da ihre Fähigkeit, emotional ausgeglichen zu bleiben, beeinträchtigt ist.


Umgekehrt kann Wut auch selbst zu einem Stressor werden. Wenn Wut nicht angemessen ausgedrückt oder verarbeitet wird, kann sie zu anhaltender Anspannung, Schlafstörungen und einem erhöhten Risiko für körperliche und psychische Gesundheitsprobleme führen. Chronische Wut kann sich in anhaltendem Stress manifestieren, was wiederum das Risiko für Burnout, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere stressbedingte Leiden erhöht.



Der konstruktive Umgang mit Wut


Wut muss nicht immer destruktiv sein. Wenn sie richtig kanalisiert wird, kann sie als treibende Kraft für Veränderungen, persönliche Grenzen und Selbstschutz dienen. Der Schlüssel liegt darin, Wut bewusst wahrzunehmen, sie zu verstehen und gesunde Wege zu finden, sie auszudrücken.

Ein bewusster Umgang mit Wut kann durch verschiedene Strategien erreicht werden:

  1. Selbstreflexion: Es ist wichtig, die Auslöser von Wut zu erkennen und zu verstehen, warum bestimmte Situationen oder Personen diese Emotion hervorrufen.

  2. Atmung und Entspannung: Tiefes Atmen und Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Meditation können helfen, den Körper zu beruhigen und die Intensität der Wut zu reduzieren.

  3. Kommunikation: Eine klare und respektvolle Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und Konflikte zu lösen, bevor sie zu unkontrollierbarer Wut eskalieren.

  4. Physische Aktivität: Bewegung ist ein hervorragender Weg, um überschüssige Energie und Spannungen, die durch Wut entstehen, abzubauen.

  5. Professionelle Unterstützung: In einigen Fällen kann es hilfreich sein, sich an einen Coach, Therapeuten oder Berater zu wenden, um effektive Strategien im Umgang mit Wut zu erlernen.


Mein Strategie mit Wut umzugehen

Erstmal ausgiebig atmen. Denn bei Wut, was eine Stressreaktion ist, atmen wir zu flach und es fehlt an Sauerstoff. Eine ausgiebige Sauerstoffzufuhr über einige Minuten beruhigt schon mal. Da braucht noch nicht mal eine besondere Atemtechnik dahinterstecken wie 4 x 4 oder 4-7-8 (das erklär ich an anderer Stelle), sondern einfach nur eine tiefe Bauchatmung sein, bei der sich der Bauch hebt und senkt. Dann stellt ich mir vor, was das Ereignis in einem halben Jahr, in einem Jahr oder in 5 Jahren für eine Relevanz hat. Und wenn man die Technik dahinter beherrscht kann man sich eine der auslösenden Situationen auch nochmal bildlich vorstellen und wie das Bild im Zeitraffer verblasst oder die beteiligten Personen kleiner und kleiner werden und somit weniger wichtig werden. Gleich danach fokussiere ich mich auf ein anderes Bild, das positive Emotionen hervorruft. Das funktioniert noch nicht beim ersten Mal, aber mit entsprechender Übung. Fazit:


Wut ist eine natürliche Emotion, aber ihr Einfluss auf unser Leben hängt davon ab, wie wir mit ihr umgehen. Indem wir Wut als ein Signal erkennen, das auf tieferliegende Bedürfnisse oder Konflikte hinweist, können wir lernen, sie als Chance für Wachstum und Veränderung zu nutzen, anstatt uns von ihr beherrschen zu lassen.


P.S. Dieser Artikel ist Teil der Blogparade von der lieben Anita Griebl die du hier findest:

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2 Comments

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Guest
Aug 17
Rated 5 out of 5 stars.

Herzlichen Dank, liebe Silvia, für den sehr wertvollen Beitrag zu meiner Blogparade, deine Geschichte und deine Umgangsweise mit Wut. Mir gefallen besonders deine Beispiele, die du vorstellst.

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deinem Tun und Wirken.


Energiereiche Grüße von Anita


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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und die Möglichkeit, an deiner Blogparade teilzunehmen liebe Anita🙂🙂🙂 Entspannte Grüße Silvia

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